Bretter.. äh Hölzchen, die die Welt bedeuten

In der letzten Zeit hat es mich immer mehr angenervt, dass die Kids oft keine Lust hatten, im Haushalt mitzuhelfen.

„Das hab ich aber nicht gemacht!“ , „Neiiin, keine Lust!“ oder „Menno, immer ich!“ waren noch die harmlosesten Kommentare, die ich immer wieder zu hören bekam, wenn ich eines der Kinder um Mithilfe bat.

Es gab so ein paar Dinge, die gut liefen, wie z.B. dass der Große täglich die Spülmaschine ausräumt oder mittwochs nur zusätzliche Medienzeit eingeräumt wird, wenn vorher das eigene Zimmer aufgeräumt wurde.

Anderes wurde nur sporadisch oder eben nur unter Gemaule, Gejammer, Genöle oder mit schierem Druck erledigt.

Also musste eine Lösung her. Ich erinnerte mich dunkel daran, einmal irgendwo in den Weiten des Netzes eine Sammlung von Haushaltsaufgaben für Kinder gesehen zu haben, die auf Mundspatel geschrieben waren. Diese Idee gefiel mir gut, weil es immer schön ist, etwas anfassen und „besitzen“ zu können.

Und das ist daraus entstanden:

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Oben in der Mitte: der Aufgabenpool. Vorne die Becher der Kids mit bereits erledigten Aufgaben

Zuerst sammelte ich Aufgaben. Viele kleine, die schnell erledigt sind. Dann markierte ich, welche davon von welchem Kind bewältigt werden können. Manche kan nur der Große schaffen, manche sind so einfach, dass ich sie nur für die beiden Kleinen „freigegeben“ habe, manche sind für alle machbar. Auf den Hölzchen machte ich diese Einteilung mit Farbmarkierungen sichtbar: Grün für den Großen, Blau für den Kurzen und Pink für die Maus:

Links: Zähler (mache Aufgaben zählen für 2) / Mitte: Beschriftung und passendes Symbol / Rechts: Farbmarkierungen

Links: Zähler (manche größeren Aufgaben zählen für 2) / Mitte: Beschriftung und passendes Symbol / Rechts: Farbmarkierungen

Jedes Kind hat von Montag bis Samstagmittag Zeit, sein vorgegebenes Pensum zu erledigen. Manche Aufgaben kann man irgendwann in dieser Zeit erledigen, andere sind an bestimmte Zeiten gebunden.

Wieviele Aufgaben erledigt werden müssen, ergibt sich aus dem Lebensalter – je Jahr zwei Aufgaben pro Woche. Das bedeutet, dass zum aktuellen Zeitpunkt die Maus 6 Aufgaben, der Kurze 10 und der Große 24 in der Woche zu erledigen hat. Ich finde diese Einteilung gut, da so auch deutlich wird, dass mit steigendem Alter nicht nur die Rechte (z.B. länger aufbleiben, länger draußenbleiben, mehr Taschengeld bekommen..) mehr werden, sondern auch die Verpflichtungen.

Das klingt viel? Jede dieser Aufgaben dauert zwischen 3 und 10 Minuten, würde ich mal schätzen. Also im Schnitt so ca. 5 Minuten. Das sind für unseren 12jährigen also ca. 2 Stunden Mitarbeit im Haushalt pro Woche. Ich finde, das ist nicht zuviel verlangt. Der Kurze hilft eine gute Dreiviertelstunde und die Maus eine halbe Stunde, wenn man es zusammenzählt. Belehrt mich eines Besseren, aber das finde ich nicht übertrieben.

Beispiele für Aufgaben gefällig?

  • eine Tür putzen
  • ein Waschbecken putzen
  • ein Zimmer saugen
  • den Papiermüll wegbringen
  • das Sofa aufräumen und ordentlich machen
  • eine Spielecke aufräumen (z.B. den Kaufladen)
  • einmal die Spülmaschine ausräumen
  • eine IKEA-Tüte voll Wäsche in den Keller bringen
  • den Couchtisch aufräumen
  • die Schuhe im Flur aufräumen
  • frisch gewaschene Handtücher zusammenlegen
  • den Garten gießen
  • ….

Und was gibt’s für die Mitarbeit? Ganz einfach, wer seine Pflichten erledigt hat, bekommt auch sein Recht auf Medien am Wochenende. 🙂

Bei uns gibt es nämlich nur samstags und sonntags (und mittwochs, falls das Zimmer aufgeräumt wurde!) je eine halbe Stunde / eine Stunde / 2 Stunden „Medienzeit“ je nach Kind. Ab sofort gilt: Nur wer die erforderliche Anzahl Hölzchen im Becher hat, bekommt auch seine Medienzeit.

Und wer fleißiger war, als gefordert, darf sich am Samstag als Goodie entweder Zusatzzeit, Mama/Papa-Exklusivzeit (5 Min. pro Hölzchen) oder auch 50 ct pro überzähligem Hölzchen abholen.

Meine Erfahrungen bisher? Heute ist Tag 1.

Der Große hat bereits 20 (ZWANZIG!!!!) Aufgaben erledigt. Das hat auch einen konkreten Grund: Er möchte sich so schnell wie möglich einen Kindle kaufen, ihm fehlen aber noch 20 Euro. Und die will er unbedingt diese Woche dazuverdienen. 🙂

Der Kurze hat drei von 10 Aufgaben heute erledigt. Unter anderem war er zum ersten Mal ganz alleine bei den Glascontainern (dafür muss er nicht mal eine große Straße überqueren) und hat Altglas entsorgt. Sein stolzes Gesicht, als er mit der leeren Tüte zurückkam: unbezahlbar! Helfen und sich nützlich fühlen macht nämlich ein gutes Gefühl. Das ist ein schöner Nebeneffekt.

Der Kurze sucht sich seine Aufgaben heraus

Der Kurze sucht sich seine Aufgaben heraus

Die Maus hat den Sinn der Sache noch nicht so wirklich begriffen, sie hat sich zwar begeistert ein paar Aufgabenhölzchen herausgegriffen, aber zuletzt doch lieber damit gespielt. Wahrscheinlich wird ihr der Sinn des Ganzen spätestens am Samstag bewusst werden, wenn die anderen beiden am iPad daddeln oder einen Film gucken dürfen. Wobei ich mir sicher bin, dass die Jungs ihr schon vorher eindrücklich klar machen werden, wie wichtig es ist, mitzuhelfen. 🙂

Für die Maus noch mehr Spielzeug als Aufgabe

Für die Maus noch mehr Spielzeug als Aufgabe

Ggf. mögliche Zusatzmodi:

  • Sollte sich eines der Kinder grob danebenbenehmen und es keine direkt mögliche Konsequenz daraus geben, kann ich den Abzug eines bereits erledigten Strafhölzchens androhen… Doofes Elterndruckmittel, ich weiß, aber auch sowas braucht’s ab und an im Familienalltag
  • Für spontan entstehende Aufgaben, die sich nicht im Pool befinden (wie z.B. etwas einkaufen, mal gründlich das Auto putzen oder Kinderbetreuung der Kleineren durch den Großen), gibt es unbeschriftete, übrige „Bonushölzchen“.

Positive Effekte:

  • Ich merke bereits jetzt, dass der Wert einer Tätigkeit höher geschätzt wird, weil man sie selbst erledigt hat – auch dann, wenn sie später ein anderer erledigen wird. Konkret gesagt: Wer selber mal ein Waschbecken abgeschrubbt hat, wird in Zukunft besser aufpassen, wieviel Zahnpasta er drin festtrocknen lässt, auch dann, wenn es nach ihm womöglich der Bruder putzen wird.
  • Wie schon erwähnt: Der Stolz, eine wirklich wichtige Aufgabe übernommen zu haben, tut jedem hier gut.
  • Die Kinder sehen deutlich, dass ihr Papa und ich mehr Zeit (auch für sie!) haben, wenn sie uns bei den täglichen Aufgaben unterstützen.

Mögliche Negativeffekte:

  • Wie immer bei Bonussystemen könnte es passieren, dass die Kids tendenziell gar nichts mehr tun, ohne dafür ein Hölzchen zu kassieren. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt. Wir werden sehen.

Die Zeit wird zeigen, ob das System so passt, oder ob noch Modifikationen notwendig sind. Ich spüre jedenfalls bereits heute eine deutlich Entlastung meinerseits – zum einen durch die erledigten Aufgaben selber, zum anderen aber auch dadurch, dass das ewige Diskutieren und Gejammer wegfällt. Dass ich jetzt am Anfang noch viel erklären und auch manchmal noch ein wenig helfen muss, macht mir wiederum gar nichts aus, im Gegenteil, es macht mir Spaß, mit dabei zu sein, wie eines meiner Kinder ganz konzentriert bei der Sache ist und eine neue Fähigkeit erlernt.

Und wie löst ihr das mit der Mitarbeit im Haushalt? Was denkt ihr über unser System? Ich freue mich über jede Rückmeldung!

18 Gedanken zu „Bretter.. äh Hölzchen, die die Welt bedeuten

  1. Ich finde dein System toll und werde sobald ich wieder Land sehe darüber nachdenken es für uns anzupassen. Meinst du ich könnte auch den Liebsten überzeugen für ein Stöckchen etwas mehr Initaitive zu zeigen. Der Haushalt stellt sich im Moment bei uns leider wieder als leidiges Thema heraus, ich schimpfe und bin total überfordert, er hält mich für hysterisch und blockt! Macht mich gerade rasend!
    😦

    • Puh, ob Dein Mann Dich dann ernster nimmt, ist die Frage… Ich würde Dir etwas anderes empfehlen – nämlich die Einführung von Familienkonferenzen und in diesem Rahmen die Lage im Haushalt zu einem Tagesordnungspunkt machen. Dann kann er nämlich nicht sagen, er macht nichts/nicht mehr als bisher – da würde er vor seinen Töchtern leicht mies dastehen. 😉 Außerdem darf er ja dann genauso TOP’s vorschlagen (und die Kinder ebenso). Wir haben vor ein paar Jahren alle 14 Tage eine FK gemacht, als der Haussegen gründlich schief hing und es hat uns allen sehr gut getan. Google mal den Begriff „Familienkonferenz“ , dazu gibts viele Infos im Netz und auch gute Bücher. Viel Erfolg Euch! LG aleXXblume

  2. Bei uns steht das ja erst noch ins Haus. Aber euer neues System finde ich echt gut! Überhaupt hole ich mir hier immer wieder mal Anregungen, die ich mir für die Zukunft merken möchte (z.B. wie du Kleidung eurer Maus in Zipper-Beuteln organisiert hast).

    • Liebe Kalliope, einen ganz lieben herzlichen Dank für Dein Kompliment! Es freut mich sehr, dass meine Tipps auch für andere Eltern hilfreich sind. Einen schönen Tag Dir noch, LG aleXXblume

  3. oh gott, ich würde gerne was dazu schreiben, aber das wird zu lang, zu verworren und derzeit zu verbittert fürs netz.
    alles in allem ne gute idee mit deiner – wie gewohnt 🙂 – liebevollen, zeitaufwändigen umsetzung.

  4. Hallo Alex,

    ich bin TOTAL begeistert von dieser Idee und dass Du sie durchziehst! Ich habe sowas ähnliches mal mit meinem Jüngsten gemacht vor etlichen Jahren, als ich es so leid war, dass er nie sein Zimmer aufräumte und es da immer katastrophal aussah.
    Es war so ein großer Erfolg, dass ich es jedem nur weiterempfehlen konnte.
    Solche Aufgaben-und Regelpläne sind wirklich pädagogisch wert-und sinnvoll. Beide Seiten profitieren davon und die Kids lernen für’s Leben. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen und kommen mit späteren Anforderungen und Regeln im Leben viel besser klar.

    Meinen größten Respekt hast Du, weiter so und viel Erfolg dabei!:)

    Ganz liebe Grüße
    Ayse

    • Danke, Ayse! Du hast vollkommen recht, ich finde auch, dass es nicht schaden kann, zu wissen, wie man einen Putzlappen benutzt, bevor man das eigene Elternhaus verlässt. 😉
      Toll, dass es damals bei Euch gut geklappt hat – das lässt mich hoffen, dass es hier auch auf Dauer funktionieren wird.

      GLG AleXX

  5. ich habe noch keine Erfahrung mit größeren Kindern. Bisher helfen sie alle super gut mit und ich kann mich wirklich nicht beschweren. Wann fängt der Unmut denn an? Die Idee finde ich super gut und das „zum Anfassen“ motiviert bestimmt auch.

    • Ich denke, dass es auch auf die Kinder ankommt – und außerdem haben wir ja den Großen mit 12, der schon vor Jahren mal angefangen hat, auch mal zu maulen – das bekommen die Kleineren natürlich von Anfang an mit und jammern dann gleich mal kräftig drauf los, wenn die Mama eine Ansage macht – könnte ja sein, dass es funktioniert. 😉 Klar helfen sie auch so, aber ein Haushalt mit 5 Personen bedeutet einfach massig Arbeit und da brauch ich schon ganz konkrete Mithilfe, außer mal hier ein wenig Gemüseschnippeln und da mal drei Bücher weglegen… 😉
      Danke für das Kompliment und vielleicht kommt ja bei Euch auch irgendwann der Zeitpunkt, wo auf Hölzchen oder ähnliches zurückgegriffen werden muss. 😀 LG aleXXblume

      • das stimmt, wenn die großen Vorbilder jammern, dann ist Land unter! Gott sei Dank ist das Großkind eher begeistert beim Helfen – noch. 🙂 ansonsten gibt es Hölzchen … wo hast Du die Dinger eigentlich her?

  6. Oh das klingt gut und die Stäbchen sehen auch toll aus. Meine Eltern haben sowas auch eingeführt als ich noch so ein Stops war, die Boni für die Jobs waren aber etwas variabler, man konnte sich etwas wünschen das nichts oder nur wenig kostet ( Lieblings Essen, Zeit mit einem Elternteil, ein Spiel spielen, ein Eis essen gehen…). Daran habe ich sehr positive Erinnerungen und heute bin ich doch viel organisierter im Haushalt als mein Freund der von seiner Mum alles nach getragen bekam. Also Daumen hoch!

      • Tja, die pädagogischen Versuche der 68er haben langsam laufen und sogar schreiben gelernt 😉

      • Naja, spätestens wenn er in die Schule geht, werd ich ihm sagen, wie alles geschrieben wird – ich halte nämlich absolut nichts von der derzeitigen Methode, die Kids erst mal schreiben zu lassen, wie sie es hören. Ich sehe das Ergebnis bei meinem Großen – Rechtschreibkenntnisse mangelhaft! 😦

  7. Uff, ich habe es jetzt erst gelesen und finde es gut – aber für Mara zu kompliziert. Ich brauche etwas idiotensicher einfaches. Ich denke gerade über eine Magnettafel nach. Hmmm. Im September. Wenn wir wieder einen neuen Rhythmus gefunden haben. Hoffentlich. Ächz. Liebe Grüße,
    Mara

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