Wann ist ein Mädchen ein richtiges Mädchen?

Meine Tochter liebt Kleider und Röcke. Und die sollen, wie alles andere von der Unterhose bis zur Socke, bitteschön am besten Rosa, Lila und/oder Pink sein. Herzchen, Tierchen und Prinzessinnen dürfen auch gerne drauf sein.
Im Prinzip hab ich kein Problem damit. Soll sie es mögen. Ich mochte auch Kitsch und Glitzer, als ich klein war. Wenn ich es auch eher beim Verkleiden auslebte, als im Alltag.
Was mir allerdings Sorgen macht, ist die Ausschließlichkeit, mit der das Ganze praktiziert wird. Hosen müssen begründet und angekündigt werden – und dann wenigstens dem Farbkodex entsprechen. Andersfarbige Kleidung wird nur akzeptiert, wenn sie trotzdem deutlich „girlige“ Merkmale aufweist oder in Verbindung mit einem fragwürdigen Rollenvorbild stehen – „Minnie Maus mag doch auch Tupfen, Schatz! Dieses dunkelblaue Tupfenshirt würde sie lieben!“
Bisher hielt ich es für eine Art Marotte, die sich schon mit der Zeit legen würde. Aber heute Morgen geschah etwas, das mich aufhorchen und nachdenklich werden ließ.
Beim Anziehen einer kuschlig warmen roten Hose murmelte die Maus plötzlich besorgt folgendes vor sich hin: „Aber dann die anderen vielleicht alle ein Kleid oder einen Rock anhaben und ich nicht!?“
Dieser laut gedachte Satz saß.
Wir haben eine ziemlich starke Barbie-und-Disney-Princess-Fraktion in der Kita. Und an der scheint sie sich doch sehr zu orientieren. Was das Schlimme ist, ihre Befürchtung hörte sich für mich stark danach an, als könnten aus dieser Ecke auch womöglich des öfteren gemeine Kommentare a la „Iiieh, hässlich!“ oder „Nänä, Du hast kein Kleid a-han!“ kommen…..
Nun fragt sich die pädagogisch gezuckerte und getränkte Mama natürlich gleich, was hier getan werden kann, wo ihre eigenen Versäumnisse und Fehler liegen, und wie das Ganze in sinnvolle Bahnen zu lenken ist.
Andere Rollenvorbilder existieren zuhauf, es gibt hier Bücher und vieles mehr, was definitiv nicht dem platten „Richtige Mädchen müssen rosa, süß und wunderhübsch sein“- Klischee entspricht.
Ob ich es mal in der Kita ansprechen soll?! Da sind schon so einige Mütter in dieser Blond-und-Pinkfraktion, die das Klischee selbst voll erfüllen und es sicher ungefiltert an ihre Töchter weitergeben. Vielleicht täte es gerade auch diesen Kindern gut, auch mal von Kindergartenseite was anderes zu hören und zu sehen…
Andere Ideen von Eurer Seite?

10 Gedanken zu „Wann ist ein Mädchen ein richtiges Mädchen?

  1. In unserem Kiga ist es abgesehen vom Hochsommer nicht wirklich gern gesehen wenn die Mädeln in Röckchen und Kleidchen kommen. Daran halten sich auch eigentlich alle.
    Argumentiert wird damit, das es einfach unpraktisch ist, da auch oft Ausflüge in den Wald oder ähnliches gemacht werden spontan, wo eine Hose einfach angebrachter ist.
    Oder wie letztens, ein Ausflug auf den Kartoffelacker um Kartoffeln für das gemeinsame Kochen zu sammeln.
    Ist es nicht möglich das in eurem Kiga so ein „Dresscode“ mal besprochen wird und als Alternative eine große Verkleidungskiste für die Mädels zusammengestellt wird? Mit vielen bunten Röcken etc.
    Denke das wäre die beste Lösung für alle beteiligten.

      • Eben 😉
        Und was die Füllung der Kiste betrifft, muss das ja nicht unbedingt der Kiga kaufen/bezahlen. Da kann man ja einfach im Elternkreis was sammeln.
        Da findet sich sicher genug.

      • Ja, daran hatte ich auch schon gedacht! Wenn nur ein kleiner Teil der Leute jeweils ein Teil spendet, kommt ja schon massig was zusammen….

  2. Naja, wieso sollte man das eigentliche Problem nicht einmal thematisieren? Mir fällt diese Ausschließlichkeit von Rosa und ähnlichen Verdächtigen in der Kita auch auf und finde das bedenkenswert; Mädchen sollen/wollen hübsch und süß sein, vor allem vor dem Hintergrund, dass der weibliche Körper als Verkaufs- und Werbeobjekt dient und Abweichungen gnadenlos in den Medien kommentiert werden.
    Vielleicht kann man ja mal einen blauen oder roten oder weißen oder gelben Tag einlegen?
    Liebe Grüße,
    Mara

  3. Wir haben ein ähnliches Problem – aber auf Jungs bezogen. Carl hat neulich seinen Schneeanzug (dunkelblau mit roten Schultern) mit einem Benjamin Blümchen Aufnäher am Knie nur unter Protest angezogen. Als ich ihm dann sagte, dass Martha und Ida den auch schon angehabt hätten, und das der supercool ist, fragte er: „Mögen denn die großen Jungs auch DEN? (auf den Aufnäher zeigend) Das ist doch gar nicht Star Wars…“ – Zum Kotzen. Er findet auch gar keinen Zugang zu den anderen Jungs, weil die nur auf der Superhelden (Spiderman, Batman, etc.) bzw. Star Wars Schiene fahren und auch spielen. Er imitiert das dann Zuhause, weil er meint, das macht man eben so, und bekommt dann von uns erläutert, dass das etwas für Erwachsene, und nicht für Kinder sei. Volksverdummung, dieser Mist. Es wird nur geschossen, abgeschossen, weg geschossen, irgendwer greift irgendwen ständig an – aber die Erzieherinnen können da natürlich nur bedingt gegensteuern, wenn die Eltern nicht mitziehen.

    Die Tochter einer Freundin war neulich zum Kindergeburtstag eines Jungen eingeladen. Sie hat wacker von 14.00 – 18.30 Uhr durchgehalten. Es gab Star Wars, Mr. Bean und Mutant Ninja Turtles für die Kinder im Fernsehen. SUPER! Die Eltern der eingeladenen Kinder wurden darüber vorher natürlich NICHT informiert…Sie war dann irgendwann gelangweilt und hat die Mama gefragt, ob sie ihr beim Kochen helfen darf. Was soll man dazu noch sagen?

    • Puh. Heftig alles…. Bei unserem Mittleren ist es ähnlich. Mir graut es oft davor, wie sehr er auf Kampf und Konkurrenz geprägt ist – und das, obwohl in unserer Familie ganz andere Werte zählen. Wir versuchen, immer wieder ausgleichend zu wirken, so geht er z. B. In einen Psychomotorikkurs, der ganz Klasse ist und ihm zum Glück viel Spaß macht. Ich hoffe sehr, dass das alles keine zu üblen Auswirkungen auf ihn hat in der Zukunft…. 😦

  4. Ich hab ja immer mal wieder über das Thema nachgedacht. Dann sehe ich mir mal das Sortiment eines durchschnittlichen Kinderklamottenhändlers an, und stelle fest: Das ist eigentlich ziemlich gleich verteilt, zwischen Klischee-Süß, praktisch-sportlich, grell und dezent. Das kann eigentlich nur heißen, wer sich das so zurechtlegt, ist nicht irgendwie der Handel, sondern die Kunden (also die Eltern) fahren bewußt auf diesen Stil ab. Und die bestimmen damit dann auch, was im Kindergarten der Trend ist. Allgemein finde ich das auch nicht so dramatisch, man muß nur aufpassen, dass es nicht Überhand nimmt.

    • Ich denke wirklich nicht, dass es nur die Eltern alleine sind. Sieh dir mal einen durchschnittlichen Spielzeugkatalog an – die Seiten für Mädels strotzen vor Pink, die Seiten für Jungs sind düster und es wimmelt vor Kraftprotzen und Gewaltszenen. klar, Ausnahmen gibt es immer, ich rede jetzt nicht vom Oberschichtenladen aus Bad Rodach…..
      M.E. werden die Pimpfe jedenfalls schon sehr auch durch gesellschaftlich vorgegebene Rollenbilder geprägt – und eben von Eltern, die diese Vorgaben unkritisch und vorbehaltslos übernehmen und erfüllen. Meine Tochter z.B. hat ja nun Zuhause wirklich kaum mit rosa Kitsch zu tun – alleine schon durch ihre großen Brüder – und die Mama hat nicht ein einziges rosa Teil im Schrank hängen. Doch, halt, ich besitze eine pinkfarbene Sommerbluse. 😉

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