Gestern war offiziell mein letzter Loadday, d.h. 10 volle Wochen Slow Carb liegen hinter mir. Auch wenn ich noch lange nicht aufhören werde, möchte ich Euch deshalb heute eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen mit dieser Ernährungsform geben.
Die Ergebnisse sprechen erst mal für sich: Minus 10,5 kg in zehn Wochen, wobei ich drei Wochen hatte, in denen ich keine Abnahme erzielen konnte – aus verschiedenen Gründen, die ich nachher noch ansprechen werde. Ich finde diese Abnahme unglaublich toll! Es macht sehr viel Spaß, die Pfunde purzeln zu sehen, obwohl man essen darf, soviel man will, obwohl man keinen Hunger verspürt, obwohl man einmal in der Woche alles reinauen darf, was man möchte.
In den folgenden Tagen werde ich mich noch einmal näher mit diesem in meinen Augen hervorragenden Ernährungskonzept befassen, da dieser eine Artikel sonst ellenlang werden würde. Auf folgende Punkte möchte ich intensiver eingehen und heute gleich mit Punkt 1 und 2 loslegen:
- Kurze Info zur Erinnerung oder für neue Leser: Wie funktioniert Slow Carb?
- Ängste und Vorurteile bezüglich Slow Carb
- Wann ist Slow Carb wirklich nichts für mich?
- Stolpersteine: Das sogenannte „Plateau“ und mögliche Gründe dafür
- Slow Carb und Stevia
- Wer bietet Slow Carb an und wo liegen die Vor- und Nachteile?
1. Wie funktioniert Slow Carb?
Slow = Langsam, Carb = Kohlenhydrate. Das bedeutet konkret, dass ich nur Kohlenhydrate, die sehr langsam verstoffwechselt werden, zu mir nehme. Alle „schnellen“ Kohlenhydrate hingegen sind an sechs Tagen pro Woche verboten:
- aller Zuckerarten (Haushaltszucker, Rohrzucker, Honig, Dicksäfte, Sirups…..)
- alle Getreide und Getreideprodukte (wegen der enthaltenen Stärken): Weizen, Roggen, Hafer, Gerste usw. und folglich auch alle Produkte daraus: Brot, Semmeln, Nudeln, Kuchen, Kekse, Frühstückscerealien, Flocken etc.)
- Kartoffeln und Kartoffelprodukte, Reis und Reisprodukte
- alle Milchprodukte wegen der enthaltenen Laktose, also Milch, Quark, Joghurt, Köse etc.(auch keine laktosefeien Produkte, weil der Milchzucker darin nicht entfernt, sondern nur bereits aufgespalten wurde, d.h. er wird sogar noch schneller verstoffwechselt, als intakte Laktose
- Alkohol
Erlaubt ist hingegen alles, was den Blutzuckerspiegel nicht oder nur gering beeinflusst:
- die sehr langsam verstoffwechselten Kohlenhydrate aus Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen)
- fast alle Gemüsearten in beliebiger Menge (Mais nur in geringen Mengen)
- Fisch und Fleisch, sowie alle Produkte daraus, soweit nicht andere verbotene Stoffe drinstecken (Zucker bis 3% , also max. 3g auf 100g, ist erlaubt)
- Eier in beliebiger Menge
- Fette und Öle (Butter, Olivenöl, Rapsöl…..)
- Nüsse, Nussmehle und Nussmuse (nicht mehr als eine Hand voll pro Tag)
- Parmesan in geringen Mengen
- und natürlich Kräuter und Gewürze aller Art
- dazu die sogenannten „Turbos“ – Zitrone, Chili, Senf, Ingwer, Zimt – die allesamt die Fettverbrennung zusätzlich ankurbeln
Man darf essen, bis man satt ist, braucht also weder Portionsgrößen, noch Inhaltsstoffe, Kalorien oder sonstwas abzählen und es gibt nur sehr wenige einschränkende Regeln:
- künstliche Süßstoffe sind wegen ihrer Gefahr, Heißhunger zu erzeugen, verboten
- Nüsse und Parmesan nur in geringer Menge
- abends besser keine Kohlenhydrate (dann ist der Erfolg größer)
An einem Tag in der Woche, den man selbst bestimmt, der aber immer am selben Tag liegen sollte (die meisten wählen einen Tag am Wochenende), darf man alles essen, auch die sonst verbotenen Dinge. Das hat zwei Gründe: zum einen hält man so wesentlich besser durch (was sind schon sechs Tage?!), zum anderen bekommt so der Körper auch die Stoffe, die er z.B. für eine gute Gehirnleistung benötigt, drittens fällt der Körper dadurch nicht komplett in einen „Hungerstoffwechsel“. Man soll also sogar an diesem „Schlemmertag“ sündigen. 🙂
Das einzige, was ich persönlich (auch aus eigener Erfahrung) am Schlemmertag nicht empfehlen würde, ist Alkohol. Hier gibt es einen sehr guten Artikel über die Gründe.
Folgend zwei Beispiele für konzeptkonforme Gerichte:
- Falafel (Bratlinge aus Kichererbsenmehl) mit Tomatensoße und buntem Salat
- Würstchen mit „falschem“ Kartoffelsalat (aus Steckrüben) mit Mayo
2. Ängste und Vorurteile bzgl. Slow Carb
Ängste vor dieser Ernährungsform, die mir Leute mitgeteilt haben und meine Antwort darauf:
„Ich kann mir nicht vorstellen, auf Nudeln, Reis und Kartoffeln zu verzichten! Da werde ich nicht satt davon!“
Die Erfahrung zeigt mir (und vielen, vielen weiteren MitstreiterInnen) anderes. Ganz im Gegenteil machen die schnellen Kohlenhydrate viel schneller wieder hungrig, als deren Weglassen. Nach einem „normalen“ Essen verspüre ich meistens den Drang, noch etwas Süßes hinterherzuschieben, nach einem Slow Carb Menü bin ich satt. Einfach nur satt. Und bleibe es auch für eine deutlich längere Zeit. Und rein psychologisch gesehen fehlt mir persönlich die Beilage überhaupt nicht – zum einen hat man durch viel kurzgebratenes Gemüse genug „zu beißen“, zum anderen kann man Bratkartoffeln und Co. auch ganz gut und lecker ersetzen, wenn man sie denn unbedingt haben will – durch gebratene Pastinaken, Steckrüben oder ähnliches.
Wer es genau wissen will, muss es allerdings selber ausprobieren! 🙂
„Es ist nicht gut, so viel auf einmal abzunehmen! Damit senkt man seinen Grundumsatz und dann kommt es hinterher zum Jojoeffekt!“
Entgegen der Annahme vieler ist Slow Carb keine Reduktionsdiät – das bedeutet, man verliert Gewicht nicht deshalb, weil der Körper Hunger leiden muss, sondern weil der Stoffwechsel vereinfacht gesagt von einem Zucker- auf einen Fettstoffwechsel „umgeschaltet“ wird. Der Körper bekommt immer genug Nahrung und holt sich die Energie, die er benötigt, aus den Fettdepots. Zudem erhält er ja einmal in der Woche seinen Schlemmertag. Folglich senkt der Körper auch seinen Grundumsatz nicht und gerät erst gar nicht in die Jojospirale. Desweiteren ist Slow Carb eigentlich keine „Diät“ im volkstümlichen Sinne, sondern ein Ernährungskonzept. Im Prinzip kann man auch dann, wenn man sein Zielgewicht erreicht hat, in einer gemäßigten Form Slow Carb bis an sein Lebensende weiteressen.
“ Wie soll ich ohne Brot auskommen?“
Wer es ausprobiert, wird feststellen, dass ihm Brot viel weniger fehlt, als erwartet. Und wer doch mal in eine belegte Scheibe beißen möchte, sei es, weil er es vermisst, sei es, weil ihm das für unterwegs am praktikabelsten erscheint, der findet bei den verschiedenen Anbietern und frei im Netz eine große Auswahl an konzeptkonformen Rezepten für getreidefreie „Brote“.
“ So viele Eier? Ist das nicht ungesund?“
Hartnäckig hält sich im Volksglaube immer noch das Gerücht, der Genuss von Eiern würde sich negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken. Dieses Gerücht ist längst wissenschaftlich widerlegt. Wir haben es auch am eigenen Leibe erfahren – die Cholesterinwerte meines Mannes sind im Vergleich zum Vorjahr („normale“ Ernährung) sogar deutlich gesunken! Einen guten Artikel zum Thema findet man hier.
„Was? Kein Obst? Wo bekommst du die Vitamine her?“
Gemüse hat genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie Obst. Der einzige Unterschied liegt in der Menge der enthaltenen Zucker. Deshalb ist Obst nicht für eine gesunde Ernährung nötig. Wer gerne Obst isst, darf dies am Schlemmertag machen.
„Ich will nicht doppelt kochen, meine Familie macht ja nicht mit!“
Da man weder Mengen noch Kalorien zählen muss, ist es eigentlich kein Problem, die vorhandenen Rezepte zu erweitern und zu ergänzen, wenn warm gegessen wird, so dass alle satt werden und ihre geliebten Kohlenhydrate abbekommen. Zu anderen Mahlzeiten, z.B. beim Abendbrot, handhabe ich es so, dass ich zuerst den Brotzeittisch für die Kinder decke und mir dann etwas Schnelles zubereite. Entweder esse ich auch kalt (ja, das geht!), wärme mir Reste vom Mittagessen oder vom Vortag auf, oder koche etwas ohne viel Aufwand.
„Ich bin ständig unterwegs und muss mir Mahlzeiten mitnehmen oder auswärts essen, da geht das nicht!“
Doch, es geht. Viele Gerichte kann man gut vorbereiten und dann entweder kalt essen oder, falls vorhanden, kurz in die Mikrowelle schieben. In so gut wie jedem Restaurant findet sich außerdem etwas auf der Speisekarte, das mit kleinen Änderungen übernommen werden kann. So lasse ich z.B. bei Salaten die Brotscheiben weg, ggf. mixe ich mir mein Dressing auch selber. Oder ich bestelle bei warmen Gerichten „Bitte keine Kartoffeln dazu, dafür mehr vom Gemüse“. Geht immer. Echt. Mit der Zeit wird man immer findiger und kreativer, was solche Dinge angeht. Ich habe jedenfalls kein Problem damit, an den Slow-Carb-Tagen Essen zu gehen.
Wer noch weitere Fragen oder Bedenken anmelden möchte, darf dies in den Kommentaren gerne tun. Ich werde versuchen, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.
Alle erwähnten Inhalte habe ich mir selber angelesen und erarbeitet, sollte sich jedoch eine offensichtlich falsche Tatsache eingeschlichen haben, bitte ich um Korrektur! Ich will ja auch schließlich die richtigen Infos weitergeben! 😉
In den nächsten Tagen erfahrt ihr mehr zu den weiteren angesprochenen Punkten!